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Sonntag, 6. August 2017

Wie hätte ich mich wehren sollen? Zwei große Fragen.


Wie hätte ich mich wehren sollen?

Zwei große Fragen.


Wie hätte ich mich wehren sollen oder können gegen all die schrecklichen Dinge, die mit mir geschahen. Das geht mir immer wieder durch den Kopf.

Wie kann man sich gegen etwas wehren, von dem man nicht weiß, dass es böse und schlecht ist. Wie sich wehren gegen etwas, was doch so normal und alltäglich in deinem Leben geschieht, wie beispielsweise nach dem Essen das Geschirr abzuräumen. Wenn man essen möchte, räumt man halt erst alles dafür Nötige auf und dann räumt man es wieder ab.

Und wenn man geschlagen oder seelisch gedemütigt oder erpresst wurde leckt man sich die Wunden und weint ein bisschen - und weiter gehts. Oder? Wenn einem derlei “Grausamkeiten” wie körperliche oder emotionale Gewalt und Mißbrauch seit der Kindheit immer wieder begegnen, dann findet man es salopp formuliert zwar ziemlich Scheiße und beklagenswert und beides macht einen auch traurig oder wütend, aber: es wurde auch längst zur Routine. Es wurde längst zu einem Aspekt des Alltags. Und natürlich versäumt die gegen einen Gewalt ausübende Person eigentlich auch nie, einem zu erklären warum einem all das zustößt und widerfährt.

Man war nicht artig. Man ist über das Ziel hinausgeschossen. DU wollen ja nicht HÖREN. Und wer nicht hören will, der muß eben FÜHLEN. Und hinter diesen Worten klingt noch leise ein ‘ce la vie” mit an. Unausgesprochen, aber deutlich vernehmbar für die Wahrnehmung.

Es gibt im Nachhinein oft tausende von Begründungen dafür, warum man Schuld wa an dem was einem geschah. Ihnen allen ist eins gemein:

Immer, immer, immer, warst es du allei die die Schuld zu tragen hatte. Immer warst du allein Auslöser und Ursache zugleich für das, was dann mit dir geschah.

Diese Worte arbeiten in einem und man glaubt sie mit der Zeit selbst. Sie graben sich in das gequälte Gehirn hinein, wie ein Kolibri sich mit seinem Schnabel in eine Blüte arbeitet. Bei näherem darüber nachdenken und hinterfragen fallen einem dann sogar noch tausend kleine Dinge und Anhaltspunkte ein, die die eigene scheinbare Schuld zu begründen, zu belegen und zu beweisen scheinen. Im tiefsten Inneren sieht man sich, wie der übergriffige Mensch einen sieht. Und man macht sich sein Bild zueigen.

Natürlich war es die eigene Schuld gewesen, dass man geschlagen wurde. Wenn man sich halt auch so renitent und stur verhielt! Man MUSSTE ja regelrecht zu diesen Mitteln und Methoden greifen, damit man mal wieder kapierte, das es SO nicht geht! Man wollte es nicht anders, klare Sache!

Zum Beispiel die Sache mit der mütterlichen Nähmaschine an die ich damals als junges Mädel unerlaubt geschlichen war und dabei versehentlich die Nadel abgebrochen hatte.

"DIE GANZE MASCHINE HÄTTE DABEI KAPUTT GEHEN KÖNNEN! Oder etwa nicht??! Es war pures GLÜCK gewesen, dass NUR die Nadel abbrach!!11elf!!"

Und so verstehen sie nicht, KÖNNEN sie nicht [mehr] verstehen, dass ihnen da gerade krasse Gewalt angetan wird. Ihre Grenzen wurden und werden einfach niedergerissen. Man trampelt darüber hinweg, fast so als gäbe es sie gar nicht. Diese Grenzen, die sie und ihre [kindliche] Entwicklung und Existenz schützen sollten, sie werden überrannt.

Und so sind sie dann irgendwann weg. Auf diese Art verliert man jegliche schützende Abgrenzung. Das Ich entschwindet. Es löst sich auf und nichts trennt und unterscheidet einen mehr von dem Angreifer. Es ist nichts mehr da. Er hat dich und deine Seele mit Haut und Haar gefressen. Es bleibt nichts eigenständiges mehr fühlbar. Man existiert nicht mehr unabhängig und abgegrenzt von dem, der einem Gewalt und Mißbrauch antut.

[Ich mag das Wort Mißbrauch in diesem Zusammenhang nicht. Man ‘gebraucht’ Menschen nicht wie einem Gegenstand. Aber da ich keine bessere Formulierung dafür kenne verwende ich es in diesem Kontext.]

So ist dieser Zustand also längst zum Alltag geworden. Und man hat es doch auch ‘verdient’, weil man Fehler gemacht hat. Verdient, weil man nicht wie erwartet funktioniert. (Als ob man so eine Funktionsmaschine wäre, deren Lebenszweck nur der ist, dem Gegenüber dienlich zu sein oder seinen Erwartungen und Ansprüchen zu entsprechen. Allein daran hätte man erkennen können, dass da etwas komplett schief läuft, wenn.. ja wenn man all diese kranken Muster damals schon durchschaut hätte.)

Sie verstehen nicht, was da geschieht. Sie können diese ganze kranke Scheiße nicht blicken. Man hat sie festgenagelt auf IHRE SCHULD und IHRE Scham. Und ganz allein an IHNEN liegt es, an IHREM Verhalten, ob sich dies jemals ändern würde. Schließlich sei man ja kein Unmensch und quäle gerne sein Kind [ersatzweise: Frau, Mutter, Schwester, Geliebte, Freundin etc.pp.] sondern verfolge mit der “strengen Erziehung” oder strengen Behandlung ihrer Selbst lediglich Besserung ihrer Fehler und das ausmerzen ihrer schlechten Charaktereigenschaften.

Und wo sie so drüber nachdenken was man ihnen sagt klingt das doch auch zunehmend alles irgendwie einleuchtend, nicht wahr?

Sie lassen sich die Worte durch den Kopf gehen, wieder und wieder, in endlosen Kreisen in ihrem Kopf,
und sind dann am Ende so verunsichert, daß sie nicht mehr wissen wo oben und unten ist und wo links und rechts und da man sich schließlich an irgendetwas festhalten und orientieren muss: warum denn nicht an den Worten ihres Peinigers, wo sie doch so überzeugt und selbstsicher von ihm oder ihr vorgetragen wurden?

Wie hätte ich mich wehren sollen und können gegen etwas, was für mich “normaler” Alltag war. Wie hätte ich verstehen können, was damals wirklich geschah.

Zwei große Fragen.

Pat - 15.06.2017, 00:43h

Tags: Fragen, gefangen, Gewalt, Mißbrauch, Trauma

Montag, 30. Januar 2017

Wenn aus Wahrheit [Gedicht]




Wenn aus Wahrheit

ein zuviel
an gesagter Wahrheit wird
weil du mehr sagtest,
als der andere es vertrug,
dann, ja, dann
ist an einer Grenze
man angelangt,
und man schweiget besser stille
denn es gibt einen Wille
den man besser nicht übertrete
weil er sonst vielleicht bräche
knackend entzwei in Teile
wie ein Zweig
die in Windeseile
sich dann zerstreuen  
und so achte diese Grenze
und lasse dem Menschen seine Zeit, 
bis er von selbst sie fände
die eigne Wahrheit. 


Pat - 24.11.2016 

Tags: Gedicht, Reim, Gedankenwelt, Achtsamkeit, Wille, Gewalt, gegenGewalt, Grenzüberschreitung, Psyche 

Sonntag, 27. Dezember 2015

Schweigen oder Sprechen? [Gedanken]

Schweigen oder Sprechen?

(Gedanken & Empfindungen nach erleben des Hashtags #WhyIsaidnothing) 


In letzter Zeit überlege ich schon wieder hin und her. Und her und hin. Ob und wie ich hier (im Blog) weiterschreiben kann, oder es auch sollte, ob ich es auch wirklich möchte und auf welche Art ich dies tun kann. Ich überlege, ob es nutzbringend für mich ist, mein Leben in kleinklein, für jeden nachweislich, zu schildern. 

Oder ob ich mir am Ende selbst damit schade. Weil, alles, was preisgegeben wird, den Blick der Menschen auf einen verändert, in die eine oder andere Richtung. Ein einschneidendes Erlebnis war der Hashtag #WhyIsaidnothing auf Twitter.

(zum weiterlesen bitte Link anklicken)